Orbit von Hapes

Hapes, das blühende Herzstück des Hapes-Clusters, lag ruhig, blühend und friedlich in der endlosen Weite des Alls.
Fast niemand außerhalb des Clusters kannte diese Welt und daher kannte auch fast niemand die Schiffstypen, die innerhalb des Konsortiums zu finden waren.
Es waren nur wenige Schlachtdrachen im Orbit anwesend, niemand rechnete damit, dass die Heimatwelt der Hapaner angegriffen werden könnte. Zu unwichtig war diese Welt für den Krieg, zu unwichtig diese Region... niemand rechnete damit.

Unweit des Planeten sprang plötzlich ein einzelner Harrower-Schlachtkreuzer der Sith aus dem Hyperraum und schwenkte langsam ein. Die hapanischen Schlachtdrachen reagierten sofort auf die Bedrohung und nahmen Kurs auf das große Schiff, das wie ein Dolch auf den Planeten zu steuerte.
Der Sternzerstörer verlangsamte seinen Flug und bremste immer mehr ab, bis er in ausreichender Entfernung zum Planeten hielt und Waffen und Schilde aktivierte, jedoch noch nicht einsetzte.

Brücke der Leviathan

"Mein Lord, die Schlachtdrachen haben uns in der Erfassung. Eine volle Salve könnten unsere Schilde noch aufhalten, mehr jedoch nicht!" Admiral Daelin salutierte vor dem Lord des Hungers, der mit verschränkten Armen vor dem riesigen Panoramafenster stand und ruhig auf den Planeten schaute.
Lady Sangresa stand neben ihm, wie immer in gelangweilter Haltung, und wartete darauf, dass der Kriegsmeister etwas tat. Etwas abseits standen besondere Gäste: Gut bewacht von über zwei Dutzend Wachen standen dort fünf Jedi, unter ihnen Ven Zallow, und mussten diesem Schauspiel beiwohnen.
Ravenor wandte sich um und sein seelenloser Blick streifte den Jedi-Meister. "Jetzt seht, wozu die Dunkle Seite der Macht in der Lage ist!", schnarrte er und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Es wurde kalt, sehr kalt, auf der Brücke der Leviathan. Einige der Besatzungsmitglieder fröstelten und hatten kleine Wölkchen vor dem Mund, als Ravenor all seine Kräfte zusammen nahm und sich sein Körper versteifte. Ein lautes Zischen, wie von einer gigantischen Schlange ausgestoßen, rollte durch die ganze Brücke und der Lor des Hungers streckte die Arme aus, spreizte die Finger seiner Hände, die sich wie Spinnenbeine wanden.
Jeder an Deck spürte es, das ziehende Gefühl des unstillbaren Hungers, als Ravenor anfing zu fressen und die Lebensenergie verschlang, die er in seiner unstillbaren Gier ansaugte wie ein lebendiges schwarzes Loch. Zuerst fielen ihm die Schlachtdrachen zum Opfer und jeder, der in der Macht sehen konnte, konnte spüren, wie ein Leben nach dem anderen an Bord erlosch, bis die hapanischen Schiffe treibende Friedhöfe in den Weiten des Alls waren. Dann erreichte die Gier des Lords den Planeten selbst.
Es war eine Kakophonie des Leids; Milliarden schrieen in den Sekunden des Schreckens und des Leids auf, als sie ihre Lebensenergie verloren und qualvoll starben. Tausendfach klang ihr Tod in der Macht wider, brachte sie zum Schwingen und ihre Furcht erdrückte jede andere Emotion. Wie eine gigantische Welle rollte die Furcht und das Leid durch die Galaxis, fort von Hapes und jeder Machtbegabte in der Galaxis würde spüren, dass in diesem Moment etwas Schreckliches passierte; etwas, das seit langer Zeit nicht mehr passiert war, seit Nihilus Katarr zerstört hatte.
An Bord der Leviathan krümmte sich Ravenor vor Gier und stieß laute Zischlaute in der uralten Sith-Sprache aus, die nur er und Nihilus zu sprechen vermochten.
Er spürte es, es war da! Dieses befriedigende Gefühl der Sättigung, das er noch nie verspürt hatte! Er fühlte sich lebendig, so unsagbar lebendig! Und je mehr Hapes starb, umso schwächer diese Welt in der Macht glomm, umso besser fühlte sich der Lord des Hungers. Es machte keinen Unterschied, ob Humanoid oder Tier, Lebenwesen oder Pflanze. Die Oberfläche des Planeten, grün wie wie Blatt, wurde grau und braun, je mehr Pflanzen starben und zurück blieb eine leblose Einöde mit den blauen Flecken der Meere dazwischen.
Dann war es vorbei und Ravenors rechte Hand zitterte, als er den letzten Funken Lebensenergie in sich aufgesaugt hatte. Seine Schultern bebten und er musste die Rechte zur Faust ballen, damit sie aufhörte zu zittern.
"Ich bin ein Mann der Wahrheit!", grollte er in einer verständlichen Zunge. "Und soeben habe ich mein Versprechen an Padawan Ben Hyna eingelöst!"
Er wandte sich von dem Panoramafenster ab und überblickte die eiskalte Brücke. Die Besatzung ging schweigend und rasch ihrer Arbeit nach. Niemand wollte ihn ansehen, seine Aufmerksamkeit erregen. Sie hatten gesehen, zu was der Lord des Hungers imstande war... und niemand wollte der Nächste sein. Ravenor wandte seine Maske Sangresa zu und sein Blick ruhte einen Moment schweigend auf ihr, bevor er langsam auf die Jedi zu ging. Alle waren sie kreidebleich und ihnen stand das Grauen ins Gesicht geschrieben. Sie hatten es gespürt... sie hatten die volle Wucht der Welle abbekommen und hatten gesehen, was der Hunger in Mannesgestalt angerichtet hatte. Ravenor blickte sie alle schweigend an, bevor er wieder zu Sangresa zurückkehrte.
"Das ist der Preis... für meine Unsterblichkeit", zischte er. "Ewiger Hunger... den nicht mal ein so großes Opfer auf ewig zu stillen vermag... mit jedem Leben, das ich auslösche, werde ich stärker... doch das nagende Gefühl... die Gier nach Leben... werde ich nie los."

Ein eiskalter Schauer jagte über Sangresas Rücken. Dem folgte eine Gänsehaut, die sie förmlich schüttelte. Schließlich beschlich sie Furcht, Angst, Verwirrung und Hilflosigkeit. Gefühle, die ihren Geist überforderten. Schon lange sah sie gar nicht mehr auf das Häufchen Elend, was einmal ein Planet gewesen war. Sangresa starrte fassungslos den Lord des Hungers an. All ihre Gedanken lagen brach, all ihre Emotionen wurden von etwas anderen, aber nicht von ihr gesteuert. Sie stand da wie eine Statue, gelähmt und regungslos. Sie wusste eine ganze Weile nicht, was sie denken soll. Ihr Körper wusste eine ganze Weile nicht, was er - außer den nötigen Lebenserhaltungsprozessen- erledigen sollte.
Letztendlich, eine gefühlte Ewigkeit später, konnte Sangresa sich wieder selbst erkennen und verspürte Gefühle wie Hohn, Schadenfreude und übermäßige/n Stolz und Erwartung.
"Wundervoll", dachte sie schließlich, während ihr Blick seitlich auf Ravenor ruhte. "Das war absolute Macht." Macht die nach ihr rief, ihre Klauen nach ihr Ausstrecke und lautstark nach ihr verlangte.
Als Ravenor sich an sie wandte, verzog sie schmunzelnd die Lippen. "Für dich mag das zutreffen", erwiderte sie in Sith'esse. "Was mich erwartet mag sich zeigen, wenn dein Tod gekommen ist." Ihr Lächeln wurde zu purem, süßlichen Gift voller Hinterlist und vor allem, was Ravenor noch nie in ihren Augen gesehen hatte: Mordlust.
Nicht einmal das, alles was Ravenor tat oder unternahm, nicht einmal ein toter Planet, ließ die Sith-Lady vor ihrem Machthunger abschrecken.

Es war totenstill auf der Brücke der Leviathan.
Niemand wagte auch nur einen Laut von sich zu geben und jeder starrte voller Entsetzen auf das, was von Hapes übrig war.
"Wenn....", sagte Ravenor in der üblichen zischenden Sprache die ihm zu eigen war. "Wenn dieser Tag kommt.... wird auch dich die Dunkelheit verschlingen...."
Der Kriegsmeister der Sith ging an ihr vorbei und Sangresa spürte, wie er pulsierte.... vor Macht und dunkler Energie beinahe explodierte.
Ravenor hatte sich durch diese Tat zu etwas gemacht, dass kein einfacher Sith mehr war... er war ein Monster... ein Geschöpf der dunklen Seite, dass nach mehr gierte.
"Captain... beidrehen... wir nehmen Kurs auf folgende Koordinaten..." Wie von Geisterhand tippten sich Zahlen in den Navigationscomputer ein und gaben ein Ziel an, dass nicht in den Karten verzeichnet war. "Eingabewird nicht gespeichert", verlangte der Kriegsmeister und schritt langsam in den hinteren Teil des Schiffes, um zu seiner Meditationssphäre zu gelangen.

Die Leviathan wendete schwerfällig und wandte sich von Hapes ab... das nun ein weiterer lebloser Brocken in den Weiten des Alls war.

tbc: Tython